Veranstaltung

Sep 4-6, 2024
Immanuel Kant (1724-2024): Philosopher–Scientist

Immanuel Kants Naturphilosophie zieht heutzutage eher geringe Aufmerksamkeit auf sich. Wenn überhaupt einer kritischen Prüfung unterzogen, liegt der Fokus fast nie auf seiner Naturphilosophie als Ganzem, sondern nur auf bestimmten Teilen. Unter Philosophen werden Kants epistemologischen und moralischen Schriften weiterhin lebhaft diskutiert, während seine naturphilosophischen oder wissenschaftlichen Schriften weitgehend vernachlässigt werden. Nur Kants Bemühungen, die metaphysischen Grundlagen der Mechanik zu etablieren, werden hin und wieder von Wissenschaftsphilosophen behandelt. Unter Wissenschaftshistorikern erregen seine Hypothesen über den Ursprung unseres Planetensystems oder sein als-ob teleologisches Konzept der Organizität gelegentliches Interesse, da diese Teile seiner Naturphilosophie als originell betrachtet werden und Vorahnungen oder sogar Anfänge späterer wissenschaftlicher Errungenschaften darstellen. In der Regel wird jedoch Kants wissenschaftliche Arbeit als uninteressant angesehen, d. h. entweder als amateurhaft oder unoriginell.

Wenn jedoch die Geschichte der Wissenschaft als etwas anderes als eine Erzählung einer Erfolgsgeschichte aufgefasst wird, die sich auf die Helden des triumphalen Marsches der Wissenschaft konzentriert, ergibt sich ein anderes Bild von Kants wissenschaftlicher Arbeit. Sie erscheint dann als ein äußerst aufschlussreiches Spiegelbild der Wissenschaften seiner Zeit. Kant blieb immer in Kontakt mit den Wissenschaften. Ab Mitte der 1750er Jahre verpflichtet, an der Universität Königsberg über das gesamte Spektrum wissenschaftlicher Themen zu lehren, musste er mit wissenschaftlichen Entwicklungen Schritt halten und mit dem zeitgenössischen wissenschaftlichen Wissen vertraut sein – zumindest so, wie es in Lehrbüchern dargestellt wurde. In einigen Bereichen konnte er jedoch sogar eigene Ideen entwickeln – Ideen, die ein historisch geschulter Blick als gleichwertig mit den Ideen der berühmten Wissenschaftler seiner Zeit betrachten muss.

Kants Naturphilosophie spiegelt sowohl die fragmentierte Natur des wissenschaftlichen Wissens seiner Zeit als auch den Versuch wider, dieses Wissen zu integrieren. Seine Bemühungen sind keineswegs minderwertig im Vergleich zu denen berühmter Zeitgenossen und verdienen unsere Aufmerksamkeit. Eine genauere Untersuchung verspricht bedeutende Entdeckungen für die Geschichte der Wissenschaft im Allgemeinen sowie für ein besseres Verständnis von Kant als Wissenschaftler.

Program 

Wednesday 4.9.2024

  • 11:00 Wolfgang Lefèvre and Alexander Blum (MPIWG Berlin): Welcome address
  • 14:00 – 18:00 Session I: Astronomy / Cosmology
    • Fabian Burt (BBAW Potsdam): Kant on the Age of the World
    • Helmut Pulte (Ruhr Universität Bochum): Kant’s Precritical Cosmology and its Critical Consequences

Thursday 5.9.2024

  • 10:00 – 13:00 Session II: Mechanics
    • Falk Wunderlich (Universität Halle): Kant on Inertia
    • Stephen Howard (KU Leuven): Kant on the Derivative Forces of Matter
  • 14:00 – 18:00 Session III: Life Sciences
    • Jennifer Mensch (Western Sidney University): Species, Variety, Race: Vocabularies of Difference from Buffon to Kant
    • Boris Demarest (Universität Ghent): Contingency, Necessity, and the Problem of Biological Organization in Kant
    • Peter McLaughlin (Universität Heidelberg): Kant on Explanations in Biology

Friday 6.9.2024

  • 10:00 – 13:00 Session IV: Kant Philosopher of Science
    • Thomas Sturm (Universitat Autònoma de Barcelona) and Larissa Wallner (Berlin): Kant’s Empirical Account of Science
    • Eric Watkins (UC San Diego): Kant on Regulative Principles in Science 
Adresse
MPIWG, Harnackstraße 5, 14195 Berlin, Deutschland
Room
Villa, Room V005/Seminar Room
Kontakt und Registrierung

This event is open to all.
For further information and registration please contact dept1office@mpiwg-berlin.de and/or wlef@mpiwg-berlin.de


2024-09-04T11:00:00SAVE IN I-CAL 2024-09-04 11:00:00 2024-09-06 13:00:00 Immanuel Kant (1724–2024): Philosopher–Scientist Immanuel Kants Naturphilosophie zieht heutzutage eher geringe Aufmerksamkeit auf sich. Wenn überhaupt einer kritischen Prüfung unterzogen, liegt der Fokus fast nie auf seiner Naturphilosophie als Ganzem, sondern nur auf bestimmten Teilen. Unter Philosophen werden Kants epistemologischen und moralischen Schriften weiterhin lebhaft diskutiert, während seine naturphilosophischen oder wissenschaftlichen Schriften weitgehend vernachlässigt werden. Nur Kants Bemühungen, die metaphysischen Grundlagen der Mechanik zu etablieren, werden hin und wieder von Wissenschaftsphilosophen behandelt. Unter Wissenschaftshistorikern erregen seine Hypothesen über den Ursprung unseres Planetensystems oder sein als-ob teleologisches Konzept der Organizität gelegentliches Interesse, da diese Teile seiner Naturphilosophie als originell betrachtet werden und Vorahnungen oder sogar Anfänge späterer wissenschaftlicher Errungenschaften darstellen. In der Regel wird jedoch Kants wissenschaftliche Arbeit als uninteressant angesehen, d. h. entweder als amateurhaft oder unoriginell. Wenn jedoch die Geschichte der Wissenschaft als etwas anderes als eine Erzählung einer Erfolgsgeschichte aufgefasst wird, die sich auf die Helden des triumphalen Marsches der Wissenschaft konzentriert, ergibt sich ein anderes Bild von Kants wissenschaftlicher Arbeit. Sie erscheint dann als ein äußerst aufschlussreiches Spiegelbild der Wissenschaften seiner Zeit. Kant blieb immer in Kontakt mit den Wissenschaften. Ab Mitte der 1750er Jahre verpflichtet, an der Universität Königsberg über das gesamte Spektrum wissenschaftlicher Themen zu lehren, musste er mit wissenschaftlichen Entwicklungen Schritt halten und mit dem zeitgenössischen wissenschaftlichen Wissen vertraut sein – zumindest so, wie es in Lehrbüchern dargestellt wurde. In einigen Bereichen konnte er jedoch sogar eigene Ideen entwickeln – Ideen, die ein historisch geschulter Blick als gleichwertig mit den Ideen der berühmten Wissenschaftler seiner Zeit betrachten muss. Kants Naturphilosophie spiegelt sowohl die fragmentierte Natur des wissenschaftlichen Wissens seiner Zeit als auch den Versuch wider, dieses Wissen zu integrieren. Seine Bemühungen sind keineswegs minderwertig im Vergleich zu denen berühmter Zeitgenossen und verdienen unsere Aufmerksamkeit. Eine genauere Untersuchung verspricht bedeutende Entdeckungen für die Geschichte der Wissenschaft im Allgemeinen sowie für ein besseres Verständnis von Kant als Wissenschaftler. Program  Wednesday 4.9.2024 11:00 Wolfgang Lefèvre and Alexander Blum (MPIWG Berlin): Welcome address 14:00 – 18:00 Session I: Astronomy / Cosmology Fabian Burt (BBAW Potsdam): Kant on the Age of the World Helmut Pulte (Ruhr Universität Bochum): Kant’s Precritical Cosmology and its Critical Consequences Thursday 5.9.2024 10:00 – 13:00 Session II: Mechanics Falk Wunderlich (Universität Halle): Kant on Inertia Stephen Howard (KU Leuven): Kant on the Derivative Forces of Matter 14:00 – 18:00 Session III: Life Sciences Jennifer Mensch (Western Sidney University): Species, Variety, Race: Vocabularies of Difference from Buffon to Kant Boris Demarest (Universität Ghent): Contingency, Necessity, and the Problem of Biological Organization in Kant Peter McLaughlin (Universität Heidelberg): Kant on Explanations in Biology Friday 6.9.2024 10:00 – 13:00 Session IV: Kant Philosopher of Science Thomas Sturm (Universitat Autònoma de Barcelona) and Larissa Wallner (Berlin): Kant’s Empirical Account of Science Eric Watkins (UC San Diego): Kant on Regulative Principles in Science  Wolfgang LefèvreAlexander Blum Wolfgang LefèvreAlexander Blum Europe/Berlin public