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Berlin begrüßt eine neue International Max Planck Research School (IMPRS) zur Geschichte des Wissens und seiner Ressourcen

Eine neue International Max Planck Research School zum Thema "Knowledge and Its Resources: Historical Reciprocities" (IMPRS-KIR) wurde am 6. Februar 2023 im Harnack- Haus in Berlin eröffnet. Die einzigartige interdisziplinäre Graduiertenschule ist ein gemeinsames Projekt des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG), der Freien Universität Berlin (FU), der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und der Technischen Universität Berlin (TU), zusammen mit internationalen Partnern in Singapur und den USA. Ihre Forschungsagenda zielt darauf ab, die politischen Verflechtungen zwischen Wissen und Ressourcen aus einer globalen und langfristigen Perspektive herauszuarbeiten.

 

Die Feier der IMPRS-KIR wurde mit Grußworten der Präsident*innen der drei Berliner Universitäten sowie von Vertretern des MPIWG und der Max-Planck-Gesellschaft eröffnet. Das Potenzial der Erforschung von Ressourcen in der Wissenschafts- und Wissensgeschichte wurde durch einleitende Vorträge der Sprecherinnen der IMPRS-KIR und eine Keynote von Simon Werrett (University College London) verdeutlicht. Die Veranstaltung, an der über 100 geladene Mitglieder der Partnerinstitutionen teilnahmen, unterstrich die Bedeutung der IMPRS- KIR für die Stärkung der Geistes- und Sozialwissenschaften und für die Stärkung Berlins als zentralem Standort in der globalen Forschungslandschaft.

Die erste internationale Kohorte der IMPRS-KIR mit sechs Doktorand*innen verfolgt individuelle historische Forschungsprojekte, die die globale Ausrichtung der Graduiertenschule widerspiegeln. Sie decken ein breites thematisches, zeitliches und geografisches Spektrum ab und erkunden auf Grundlage von archivalischen Quellen, der digital humanities und anderen Methoden das Konzept der Ressourcen.

Satria A. Quaijtaal untersucht Kommentare auf Keilschrifttafeln aus Mesopotamien aus dem ersten Jahrtausend vor Christus, um die epistemischen Praktiken und ontologischen Vorstellungen babylonischer und assyrischer Gelehrter zu verstehen.

Riaz Howey fragt danach, wie, in welchen Bereichen und mit welcher Autorität vormoderne landwirtschaftliche Texte im Neupersischen (1300-1600) Wissensansprüche erhoben, und ob sie moderne Konstruktionen einer konstanten Tradition persischer Landwirtschaft unterstützen oder in Frage stellen.

Jakob K. Hellstenius versucht, die Lesepraktiken von Leser*innen im Großbritannien des 18. und 19. Jahrhunderts, die als "unwissend" galten, zu verstehen und zu zeigen, wie ihr Verständnis von Religion, Wirtschaft, menschlicher Natur und mehr durch die von ihnen gelesenen Texte geformt wurde, und dabei herauszuarbeiten, wie ihre Lesepraktiken Wissen einer anderen Epistemologie schufen.

Zeynep E. Pulaş analysiert die Telegrafen- und Eisenbahntechnologien im späten Osmanischen Reich (1855-1922) aus der Perspektive von Akteuren, die an Wartungs- und Reparaturprozessen beteiligt waren, um eine Wissens- und Technologiegeschichte zu schreiben, die über Europa und innovationszentrierte Ansätze hinausgeht.

Lejie Zeng untersucht, wie das Zusammentreffen von synthetischen Farbstoffen aus Deutschland und natürlichen Farbstoffen aus China (1880-1950) den Austausch zwischen "naturbasierten" und "wissenschaftsbasierten" Wissensbeständen im Kontext der Industrialisierung der Chemie und der globalen Modernisierung prägte.

Christopher Klauke schließlich widmet sich der Geschichte der musikethnologischen Forschung (1900-1970), um aus einer postkolonialen Perspektive zu verstehen, wie politische Strukturen und Überzeugungen die Entwicklung, Etablierung und Operativität der Wissenstechniken von Musikaufzeichnungssystemen beeinflusst haben.

"Die erste Kohorte von Studierenden der IMPRS-KIR erkundet das politische Terrain von vergangenem Wissen und Ressourcen in spannenden, multidisziplinären Projekten", erklärt Dagmar Schäfer, Direktorin am MPIWG und Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die Graduiertenschule wird die Studierenden dazu ermutigen, einen Beitrag zur Zukunft des globalen Wissens zu leisten."

„Die IMPRS-KIR unterstützt die Studierenden darin, unser Forschungsfeld in Richtung einer globalen Wissensgeschichte voranzubringen, die Umweltfragen und langfristige Entwicklungen in den Blick nimmt", ergänzt Viktoria Tkaczyk (HU), ebenfalls Sprecherin der IMPRS-KIR. "Die dabei erworbene Fähigkeit zur kritischen Ressourcenreflexion werden auch für die praktische Arbeit in Museen und Archiven, im Journalismus, in den sozialen Medien, den Künsten sowie in der Wissenschafts- und Bildungspolitik von Bedeutung sein."

In ihren Bemühungen, das Feld der Wissenschafts-, Technik- und Medizingeschichte und - philosophie zu einer neuen Geschichte des Wissens auszubauen, wird die IMPRS-KIR weiter wachsen. Die zweite Kohorte, die im September 2023 beginnt, wird derzeit ausgewählt. Eine dritte Ausschreibung für die Kohorte des Jahres 2024 wird im Herbst 2023 folgen.