Das von Dirk Wintergrün in Abteilung I (Structural Changes in Systems of Knowledge) geleitete Projekt "Modellierung sozio-epistemischer Netzwerke zum Verständnis historischer Wissensgenese" wurde von einem Expertengremium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Finanzierung vorgeschlagen. 

Ab Anfang 2021 wird das Projekt die dynamische Entwicklung von Wissenssystemen auf der Grundlage sozio-epistemischer Netzwerke modellieren. "Eine zunehmende Vernetzung in der heutigen Gesellschaft, die durch eine schnelle Online-Kommunikation ermöglicht wird, erleichtert die dynamische Schaffung von Wissen", sagt Projektleiter Dirk Wintergrün. "Für ein Verständnis dieser neuartigen Wissenssysteme ist es von großer Bedeutung, auch historische Entwicklungen von Wissenssystemen nicht nur semantisch sondern auch in ihrer dynamischen Wechselwirkung von Personen, Materialen und Ideen historisch und mathematisch korrekt zu beschreiben und in Simulationen zu modellieren."

Das Projekt wird von Postdoktorandinnen und Postdoktoranden unterstützt und nutzt sowohl technische als auch theoretische Entwicklungen. Auf der theoretischen Ebene soll der Ansatz von sozio-epistemischen Netzwerken zur Beschreibung dynamischer Wissenssysteme weiterentwickelt und zu einem Instrumentarium ausgebaut werden, dass eine formale Beschreibung von Wissenssystemen erlaubt. Diese kann disziplinübergreifend eingesetzt werden, um unterschiedliche Netzwerkstudien in der historischen Forschung miteinander vergleichbar zu machen. Das Ergebnis wird quantitative Studien zu Datenbanken und die Fähigkeit ermöglichen, um die Dynamik von historischen Wissenssystemen besser zu beschreiben und zu verstehen.

Die Forschung des Projekts baut auf bestehenden Arbeiten der MPIWG-Forscher Dirk Wintergrün, Jürgen Renn, Matteo Valleriani, Roberto Lalli und Manfred Laubichler im Bereich der Computational Humanities auf, sowie auf den bahnbrechenden Studien von Max Planck Fellow Gerd Graßhoff zur Modellierung von Epistemic Action Spaces.