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May 17, 2022
Arthur E. Haas, Rolle und Scheitern in der modernen Physik

Arthur E. Haas, der letzte Student Ludwig Boltzmanns, ist heute vor allem für seine frühen Beiträge zur Quantenphysik und zur Kosmologie bekannt. Haas stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Seine Herkunft hinderte ihn an einer erfolgreichen Karriere aufgrund des zunehmenden Anti-Semitismus an Österreichs Universitäten. In den 1920er Jahren entwickelte er sich zu einem sehr erfolgreicher Autor von mehreren Lehrbüchern und populärwissenschaftlichen Büchern zu Themen der modernen Physik. Er hielt zahlreiche öffentliche Vorträge in Wien und Berlin in der Urania und unternahm mehrere ausgedehnte Vortragsreisen durch die gesamten Vereinigten Staaten. Er emigrierte 1935 von Österreich in die Vereinigten Staaten und akzeptierte 1936 auf Empfehlung von Albert Einstein eine Professur an der Universität von Notre Dame. Haas starb im Februar 1941, nachdem er während eines Besuchs in Chicago einen Schlaganfall erlitten hatte.

Haas’ frühen wissenschaftlichen Leistungen liegen in der Identifizierung der Planckschen Oszillatoren mit dem Atom, über diese Annahme suchte er eine physikalische Erklärung für das Plancksche Wirkumsquantum zu finden, fand aber stattdessen den “Bohrradius” zwei Jahre vor der Erstellung des Bohr Modells. Entäuscht über die mangelnde Resonanz wandte er sich der Wissenschaftsgeschichte zu. Trotzdem machte er sich in den 1920er Jahren weitgehend um die Popularisierung der Quantenphysik verdient. In den frühen 1930er Jahren verlagerte er seinen Schwerpunkt von der Quantenphysik zur Kosmologie. Dabei versuchte er Beziehungen zwischen der Masse des Universums und den verschiedenen kosmologischen Grundkonstanten herzustellen, um Konzepte für das frühe Universum zu entwickeln. Zusammen mit Georges Lemaitre organisierte er 1938 die erste internationale Konferenz über Kosmologie, zu der mehr als 100 Teilnehmer nach Notre Dame kamen. Der Vortrag wird seine wissenschaftlichen Interessen und Leistungen im Kontext nach einer Zusammenfassung der persönlichen und beruflichen Entwicklung von Haas diskutieren. 

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Boltzmannstraße 22, 14195 Berlin, Germany
About This Series

The seminar series of the Research Group “Historical Epistemology of the Final Theory Program” runs once a month, usually on a Monday at 14:30 in the seminar room of the Villa (Harnackstraße 5). The talks deal primarily with the history, philosophy, and foundations of modern (post-WWII) physics or with wider epistemological questions related to the work of the group. There are no pre-circulated papers.

2022-05-17T14:00:00SAVE IN I-CAL 2022-05-17 14:00:00 2022-05-17 16:00:00 Arthur E. Haas, Rolle und Scheitern in der modernen Physik Arthur E. Haas, der letzte Student Ludwig Boltzmanns, ist heute vor allem für seine frühen Beiträge zur Quantenphysik und zur Kosmologie bekannt. Haas stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Seine Herkunft hinderte ihn an einer erfolgreichen Karriere aufgrund des zunehmenden Anti-Semitismus an Österreichs Universitäten. In den 1920er Jahren entwickelte er sich zu einem sehr erfolgreicher Autor von mehreren Lehrbüchern und populärwissenschaftlichen Büchern zu Themen der modernen Physik. Er hielt zahlreiche öffentliche Vorträge in Wien und Berlin in der Urania und unternahm mehrere ausgedehnte Vortragsreisen durch die gesamten Vereinigten Staaten. Er emigrierte 1935 von Österreich in die Vereinigten Staaten und akzeptierte 1936 auf Empfehlung von Albert Einstein eine Professur an der Universität von Notre Dame. Haas starb im Februar 1941, nachdem er während eines Besuchs in Chicago einen Schlaganfall erlitten hatte. Haas’ frühen wissenschaftlichen Leistungen liegen in der Identifizierung der Planckschen Oszillatoren mit dem Atom, über diese Annahme suchte er eine physikalische Erklärung für das Plancksche Wirkumsquantum zu finden, fand aber stattdessen den “Bohrradius” zwei Jahre vor der Erstellung des Bohr Modells. Entäuscht über die mangelnde Resonanz wandte er sich der Wissenschaftsgeschichte zu. Trotzdem machte er sich in den 1920er Jahren weitgehend um die Popularisierung der Quantenphysik verdient. In den frühen 1930er Jahren verlagerte er seinen Schwerpunkt von der Quantenphysik zur Kosmologie. Dabei versuchte er Beziehungen zwischen der Masse des Universums und den verschiedenen kosmologischen Grundkonstanten herzustellen, um Konzepte für das frühe Universum zu entwickeln. Zusammen mit Georges Lemaitre organisierte er 1938 die erste internationale Konferenz über Kosmologie, zu der mehr als 100 Teilnehmer nach Notre Dame kamen. Der Vortrag wird seine wissenschaftlichen Interessen und Leistungen im Kontext nach einer Zusammenfassung der persönlichen und beruflichen Entwicklung von Haas diskutieren.  Boltzmannstraße 22, 14195 Berlin, Germany Europe/Berlin public